Operante Konditionierung

„Der Hund muss freiwillig kommen“

Dieser Leitsatz scheint zunächst widersinnig.
Denn schließlich bringt der Hundebesitzer seinem Hund Gehorsam bei und fordert mit Konsequenz die Ausführung seiner Befehle ein.
Ist dem wirklich so?
Arbeitest du mit deinem Hund in dieser Weise, wird er – möglicherweise – die einzelnen Befehle ausführen.
Er führt sie aber quasi automatisch aus, weil er darauf getrimmt, also konditioniert ist, DIESEN Befehl in DIESER Situation mit DIESER Aktion auszuführen.
Die Folge einer solchen Ausbildung ist, dass dein Hund zu dir weder Vertrauen, noch Bindung aufbaut, noch dieses Kommando auf andere Situationen übertragen kann.

Ziel der artgerechten, vor allem auch der beziehungsgerechten Ausbildung muss sein, dass dein Hund deine Regeln und Kommandos in Folge seines seiner Art entsprechenden Verständnisses befolgt und ausführt.

Bestätige also jedes Verhalten deines Hundes, das du fördern willst.

Ein Beispiel:
Stell dich hin und lass deinen Hund (in einem abgesicherten Bereich) von der Leine. Er wird rumschnüffeln.
Locke ihn nicht, sprich ihn nicht an, bleib einfach stehen.
Halte es aus, dass er erstmal nicht kommt. Locke ihn noch immer nicht.
Er wird bestimmt kommen.
Lobe ihn dann überschwänglich.

Was lernt der Hund?
Er hat sich freiwillig entschieden zu dir zu kommen und sieht, dass es bei dir toll ist (überschwängliches Lob mit Leckerli etc.).
Die Konsequenz: Er wird dich beim nächsten Mal wieder suchen.

Was hätte der Hund gelernt, wenn du ihn gelockt hättest?
Du bist eh da, du läufst nicht weg. Er kann sich also ruhig um andere Dinge kümmern.

 

Hast du ein Verhalten bereits mit einem Kommando verknüpft, lass deinem Hund gerade in der Lernphase, dein Kommando zu verstehen und es umzusetzen.
Ein Beispiel:
Dein Hund kennt das Kommando „Sitz“, es ist aber noch nicht oft geübt, also noch nicht abgesichert:
Gib ihm EINMAL das Kommando „Sitz“, wiederhole das Kommando NICHT, sondern lass deinem Hund Zeit zu verstehen und eine Umsetzung anzubieten.
Setzt sich dein Hund, wenn auch nach mehreren Sekunden, hin, lobe ihn überschwänglich.

Setzt er sich nicht, gehe mit ihm drei Schritte und versuche es erneut.

Was lernt der Hund?
Er überlegt nach einem Kommando, was du meinst, und interpretiert es nach seiner eigenen Entscheidung.
Braucht er zu lang oder entscheidet er sich falsch, bekommt er von dir keine Reaktion.
Beim nächsten Versuch wird er also eine andere Lösung anbieten.
Damit stärkst du seine Selbstsicherheit. Er wird gelassen.
Und du stärkst eure Bindung.

Was hätte der Hund gelernt, wenn du das Kommando mehrfach wiederholt hättest und ihm keine Zeit gelassen hättest?
Er muss sich nicht drum kümmern, was du sagst. Es kommt sowieso mehrfach. Du bist schwach. Er muss die Führung übernehmen.

Lasse Deinen Hund also an SEINEM Erfolg lernen und dadurch selbstsicher werden und Bindung wie auch Vertrauen in deine Führung stärken!